Da kochten die Emotionen hoch

Diskutierten gemeinsam im Bürgerhaus: Dr. Peter Welters, Kathrin Plotke, Bärbel Höhn und Meisterkoch Jean-Marie Dumaine.
Diskutierten hart, aber fair im Bürgerhaus: (v.l.) Dr. Peter Welters, Kathrin Plotke, Bärbel Höhn und Jean-Marie Dumaine.
Mehr als 100 Besucher kamen ins Bürgerhaus und diskutierten eifrig mit.
Mehr als hundert Besucher verfolgten eine spannende Diskussion und mischten sich rege ein.

Es war eine hochkarätige und hitzige Diskussion: Im Uedemer Bürgerhaus diskutierten gestern Ex-Umweltministerin Bärbel Höhn, Meisterkoch Jean-Marie Dumaine, Bürgermeisterkandidatin Kathrin Plotke und Gentechniker Dr. Peter Welters über die Gentechnologie. Es prallten äußerst gegensätzliche Positionen auf einander. Auch das Publikum diskutierte mit und bezog mehrheitlich Stellung gegen die Gentechnik.
Mehr als 100 Besucher waren ins Bürgerhaus nach Uedem gekommen, darunter auch Experten wie einige Uedemer Landwirte, Köche oder Gregor Caspers vom Verein Niederrheinische Gänse-Eier.
Bürgermeisterkandidatin Kathrin Plotke führte als Moderatorin gekonnt und fachmännisch in das Thema ein. Sie erklärte, dass schon heute zumindest indirekt Gentechnik den Einzug in unsere Nahrungskette gefunden habe, da Tiere mit gentechnisch verändertem Futter ernährt werden dürfen. Ohne das, dass später für den Verbraucher ersichtlich ist.
Kathrin Plotke warf aber auch die Frage auf, ob es eigentlich einen Unterschied zwischen der gentechnischen Veränderung von Pflanzen und der Veränderung durch gezielte Züchtung gebe: „Um die Mutationsrate der Pflanzen zu beschleunigen, werden sie radioaktiv verstrahlt. Denn Radioaktivität führt bekanntlich sehr schnell zu Mutationen. Das Resultat essen wir längst: Praktisch alle Getreidesorten, alles Gemüse und Obst ist mit dieser Technik in ihrem Erbgut manipuliert worden.“
Bärbel Höhn stellte klar, dass sie hier sehr wohl einen Unterschied sehe. Am heftigsten kritisierte sie allerdings, dass genetisch manipulierte Pflanzen nicht zu kontrollieren seien. So könnten sich die Samen der Pflanzen mit denen aus biologischem Anbau in der Umgebung vermischen. „Letztlich hätte der Verbraucher dann nicht mehr die Wahl zwischen biologischen und genmanipulierten Lebensmitteln, weil längst alle genmanipuliert wären. Und dagegen wende ich mich“, sagte sie unter dem Beifall des Publikums.
Dr. Peter Welters von der Firma Phytowelt hatte es schwer, seine Position darzustellen – die Emotionen im Bürgerhaus schlugen zeitweise recht hoch. Er versuchte aber dennoch ruhig und sachlich, die Chancen der Gentechnik aufzuzeigen. So könnten Pflanzen künftig ertragreicher sein und wären immun gegen Schädlinge, was Pestizide überflüssig machen würde. Welters sieht in der Gentechnik auch eine Möglichkeit den weltweiten Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren: „Schon heute sparen wir durch gentechnisch veränderte Pflanzen jährlich CO2 in der Menge von 6 Millionen Autos ein.“
Jean-Marie Dumaine stellte gleich zu Beginn fest, dass in seinem Restaurant „Vieux Sinzig“ keine genetisch veränderten Lebensmittel auf den Tisch kämen. Dagegen warb er dafür die Vielfalt der Wildkräuter zu entdecken. „Es gibt so fantastische Lebensmittel am Wegesrand – denen sollte wir uns vielleicht eher zuwenden als der Gentechnik“, sagte er in seinem charmanten französischen Tonfall.
Zuvor hatte er den Gästen bereits eine Kostprobe seiner Kochkunst gegeben. Jeder Besucher konnte sein selbstgemachtes Reh-Paté und andere Delikatessen mit frischem Baguette probieren.