„Das vorrangige Ziel muss jetzt sein: Ratifizieren, praktizieren, konsolidieren.“

Dr. Klaus Hänsch MdEP, Präsident des Europäischen Parlaments a.D.
Der ehemalige Parlamentspräsident und Europaabgeordnete Dr. Klaus Hänsch

Die Ratifizierung des Vertrages habe Vorrang vor der politischen Dekoration des Schaufensters, so KLAUS HÄNSCH. Wichtiger als die Terminkoordination für die einzelnen Ratifizierungen sei, dass alle 27 Mitgliedsstaaten den Vertrag bis Ende 2008 ratifiziert haben.

Den Ruf nach der Einsetzung eines Rates der Weisen bezeichnet HÄNSCH als einen "unweisen" Vorschlag: “Es ist irritierend, im Ratifizierungsprozess über Grenzen, Finalität oder neue EU-Kompetenzen zu philosophieren!“ Wünsche oder Forderungen nach einem neuen Konvent sind nach Ansicht des SPD-Europaabgeordneten "ratifizierungsschädlich". Sie störten die Umsetzung des EU-Vertrages.

„Anstatt die EU-Bürger mit neuen Ideen zu verwirren, sollten die Regierungen stattdessen damit beginnen, die neuen Institutionen mit Leben, also mit Personen, zu füllen“, fordert HÄNSCH. Der Vertrag ließe bewusst Spielräume für die Gestaltung der Ämter des Präsidenten des Europäischen Rates und des EU-Außenministers. Allerdings warnt der SPD-Europa-abgeordnete: "Der Präsident darf nicht zur Marionette an den Fäden der nationalen Regierungschefs werden!" Der zukünftige EU-Außenminister müsse "eher auf eine Stärkung der vergemeinschafteten als der intergouvernementalen Elemente der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik achten." HÄNSCH spricht sich daher für die Schaffung eines "wirklich europäischen" diplomatischen Dienstes der EU aus.